Indien wieder und wieder

Nach 2016 nun 2020 also wieder nach Indien. Warum, weil es ein auf so vielschichtige Art und Weise faszinierendes Land ist, das mit keinem der Länder, die ich bisher bereisen durfte (50), in keiner Weise vergleichbar ist. If you haven’t seen India, you haven’t seen the world. In erster Linie, die unglaublich freundlichen Menschen, dann die Farben der Saris, des Obstes und der Feste, der Umgang im Miteinander, diese Massen von Menschen und dann auch dieser Lärm, das Gehupe, die Musik, der Dreck, die Ruhe, die Tiere, die Geschichte, schlicht das Shanti, Shanti, Shanti.

München – Delhi 

Apropos – in Indien sagt man, Kolkata ist die Stadt der Kunst und Kultur, Chennai der Technologie, Mumbai der Finanz und Delhi die Stadt der Schlitzohren. 

Wenn man endlich durch die Immigration durch ist (alles zwischen einer halben und 2 Std.), ist die Fahrt vom Flughafen um ca. 2 Uhr morgens schon ein erster Vorgeschmack auf die Lebensverhältnisse und die Verkehrssituation. Distanzen werden grundsätzlich nur in Zeit und nicht in Kilometern angegeben, da auch nur 20 km durchaus mal locker eine Stunde in Anspruch nehmen können. In der Stadt, vor allem in Mumbai, sogar noch länger. Das Oberoi ist für mich nicht die erste Adresse, ich würde wieder das Leela nehmen, da hier mit der Blumenpracht im Foyer Indien schon zu Beginn zelebriert wird. 

Am Morgen beim Zurückziehen der Vorhänge blendet einen die aufgehende Sonne, bzw. das was der Dunst über der Stadt zulässt. Nach dem Frühstück erwartet uns der Guide mit dem Fahrer und los geht es in das Wirrwarr der Straßen, die wir mit tausenden anderen Autos, Kleinlastern, Tucktucks, Fahrrädern, Lastenrikschas, Schweinen, Kühen, Hühnern usw. teilen. Gefahren wird so nah, dass oft nicht mehr als ein Blatt Papier dazwischen passt. Jeder versucht sich noch reinzudrängen, hupt, bleibt dabei aber immer freundlich und am Ende zieht einer dann im letzten Moment zurück. Zunächst steuern wir das Isa Khan's Mausoleum und das Humayun-Mausoleum an. Dieser stille aber fröhliche Ort besticht durch seine Architektur mit den drei Vortoren und den Gartenanlagen mit den vielen Bäumen. Von da ging es vorbei am India Gate zu den Regierungsgebäuden, zum Parlamentsgebäude und zum Präsidenten Palast, den man von der Ferne durch den Smog erahnen kann. Leider sind die alten Ambassador Autos so gut wie verschwunden (in Kolakta gibt es sie noch zuhauf). Von da direkt zum Birla House, dem Ort, an dem Gandhi am 30. Januar 1948 erschossen wurde. Im kleinen Museum und außen im Park sind alle wichtigen Stationen und der Lebensweg dieses eindrucksvollen Mannes zu erfahren.

Auf zum Mittagessen, naja der Führer hat uns in den Pandara Market geführt, wo man auf Touristen gewappnet ist. Wir haben das hingenommen, denn wir wollten nicht gleich am ersten Tag einen Delhi Belly einfangen. War dann auch ganz gut. Gestärkt geht es wieder los zur Gurudwara Bangla Sahib also dem (sic !) Sikh Gotteshaus schlecht hin. Wikipedia schreibt: Die Sikh-Religion (Panjabi: ਸਿੱਖੀ,sikhī) ist eine im 15. Jahrhundert n. Chr. entstandene monotheistische Religion, die auf den Gründer Guru Nanak Dev zurückgeht. Die im Punjab (Nordindien) gegründete Religionsgemeinschaft wird weltweit als Sikhismus bezeichnet und hat heute rund 25 bis 27 Millionen Anhänger, wovon die Mehrheit in Indien lebt. Die Sikh-Religion betont die Einheit der Schöpfung und verehrt einen gestaltlosen Schöpfergott, der weder Mann noch Frau ist. Weitere wesentliche Merkmale sind die Abkehr von sogenanntem Aberglauben und traditionellen religiösen Riten, wie sie zum Beispiel im Hinduismus vorherrschen. Obwohl das Kastensystem den Alltag der Sikhs durchdringt, weil es im indischen Alltag übermächtig ist, wird es abgelehnt. In der religiösen Praxis gibt es verschiedene formale Vorgaben zum Beispiel bezüglich Kleidung, Namensgebung und Auftreten. Die Sikh-Religion orientiert sich nicht an der Einhaltung religiöser Dogmen, sondern hat das Ziel, religiöse Weisheit für den Alltag nutzbar und praktisch zu machen. Guru Nanak sowie seine neun nachfolgenden Gurus (religiöse Vorbilder/Lehrer) unterstreichen in ihren Einsichten, die schriftlich in dem Werk Sri Guru Granth Sahib überliefert sind, ihr Verständnis, über vorhandene Religionen hinauszugehen, und distanzieren sich inhaltlich von den dominierenden religiösen Traditionen ihres Zeitalters, darunter BuddhismusHinduismus und Islam.

Unser Führer sagt uns, dass er die Religion der Sikhs eigentlich bevorzugt, denn die Sikhs leben nur in der Gegenwart und sind nicht über konfusioniert durch die Philosophie und nicht belastet durch die Vergangenheit. Besonders war, dass wir mit Kopftuch in die angrenzende Küche durften, in der bis zu 25.000 Essen täglich gekocht werden und an Pilger sowie Bedürftige verteilt wird. Reiche Sikh spenden dafür schon mal einen LKW Reis, Hirse oder Linsen. 

Das Dämmerungsprogramm war dann noch mal Indien pur. Eine Riksha-Fahrt durch Alt-Delhi zur Jama Masjid Moschee, die in der Abendstimmung noch beindruckender wirkte. 

Zurück ins Hotel und erstmal duschen. Der Tag war schon so voll und wir entschieden, das hauseigene Chinarestaurant zu erproben. Was dann auch der krönende Abschluss des Tages geworden ist. 

Tag 2 und gleich wieder ein Highlight. Der Swaminarayan Akshardham Komplex. Ein Hindu Tempel und ein kulturelles wie spirituelles Zentrum, das uns teilweise etwas Disney-artig vorkam, dennoch sind die bunten Ausschmückungen und die schiere Größe sehenswert. Fotos darf man keine machen, aber bei der Anfahrt auf der Autobahn kann man ein paar Bilder machen, die die Weitläufigkeit und Größe erahnen lassen.

Gewöhnlich ist der Abschluss der Delhi Tour der Qutb Minar Komplex, mit seinem hohen Minarett und der eisernen Säule, die ca. 1.000 Jahre alt sein soll und immer noch rostfrei ist. Unsere eigentliche Tour beginnt erst jetzt, denn wir werden quasi „hinter“ das Gelände der Moschee durch einen Park, in dem die Jugend, wie fast überall in Indien, wo es nur irgendwie möglich ist, Cricket spielt, geführt. Dann erreichen wir ein Viertel, in dem kein „Weißer“ mehr zu sehen ist. Dafür aber ein Blumen-, Obst- und Gemüsemarkt, der vor Farben nur so leuchtet. Dazu kommen die Menschen, die uns Touristen überall freundlich begegnen und für jedes Foto stillhalten. Trotz der Enge und dem Gedränge, bei dem aber niemand angegangen oder gar geschupst wird, sind wir immer absolut sicher und völlig unbedrängt - wie überall in Indien. Das einzige, was die Inder*innen aus der Fassung bringt, sind die blonden Haare meiner Lebensgefährtin. So muss sie immer wieder für Fotos anhalten und sich mit den strahlenden jungen und alten Männern, wie auch den Mädchen und Frauen ablichten lassen. Was sie und ich gerne machen, denn immer gilt der Respekt gegenüber den Abgelichteten und den Ablichtenden. 

Der Abend endet mit einem indischen Essen im Hotel. Ohne frischen Koriander. Was zwar bei allen Kellnern zu fragenden Gesichtern führt, aber wir können das grüne Gestrüpp beim besten Willen einfach nicht essen. Wobei es außer in Nachspeisen in fast jedem Essen wie selbstverständlich enthalten ist. Wer wissen will, wie frischer Koriander schmeckt, soll einfach in einen mit Spülmittel getränkten Spüllappen beißen.

Es geht auf nach Agra und zum Taj Mahal. Diesmal habe ich, durch eine Fernsehdoku angefixt, die Sleeper Class gebucht. Der Guide bringt uns freundlicherweise zum Zug, da man auf einem indischen Bahnhof leicht verloren gehen kann, vor allem, wenn es darum geht, den richtigen Wagen und Sitz zu finden. Hat alles gut geklappt und los geht es. Statt Klimaanlage blasen die Ventilatoren und immer wieder kommen die „Zugbegleiter“ und wollen Chai Tee, Samosas oder ähnliches zu Cent Beträgen verkaufen. Wir haben Wasser und ein paar Nüsse dabei, das sollte für die 2,5 Std. reichen. Auch kleine Mädchen turnen durch den Gang, um mit Ihren Kunststücken ein paar Rupees zu ergattern. Der Zug fährt teilweise so langsam, dass man all die wundersamen Dinge, die da am Zugfenster vorbeirauschen gut beobachten kann. Selbstverständlich auch Menschen, die sich mit dem trocknen von Kuhdung ein paar Cent verdienen und kilometerlange Müllstreifen, die sich zwischen den Häusermauern und den Bahngleisen anlagern. Wenn irgendwo dann ein kleiner Tümpel zu sehen ist, liegt manchmal ein Wasserbüffel drin, Kinder plantschen, aber wir denken, dass allein schon der Kontakt mit dem Wasser bei uns schwere Hautschäden entstehen müssen. Das Wasser hat keine Farbe, es ist nur schwarz. Immer am Ufer auch Müll und Schweine, die sich beim Wühlen ein paar Happen sichern wollen.

Im Hotel dann das krasse Gegenprogramm, ein wunderschöner Garten mit Wasserspielen und einem Pool, dessen blau einen geradezu hineinzieht. UND – ein erster Blick auf das Taj Mahal. Ich muss sagen, dass es das gleiche Erstaunen hervorruft, das mich schon 4 Jahre zu vor durchzogen hat. Der Abend klingt mit einem Dinner auf dem Balkon aus. Das Taj ist nur noch zu erahnen, da es nachts nicht beleuchtet werden darf.

5:50 Uhr wecken und mit einer Flasche Wasser geht es mit dem Golfcart Richtung Eingang und nach der überall gegenwärtigen Eingangskontrolle geht es Richtung dem großen roten Vorbau, bei dessen Durchschreiten man den ersten Blick auf dieses wunderschöne Bauwerk hat. Wir haben Glück und es ist ein klarer Morgen. Noch aber steht das Taj Mahal in der Morgendämmerung und strahlt doch bereits eine große Ruhe aus. Was man von den Besuchern nicht sagen kann. Wie nicht ganz von Sinnen drapieren sich vor allem die Frauen in alle möglichen und unmöglichen Posen, um wahrscheinlich das beste Instagramfoto ihres Lebens zu schießen. Teilweise so unverfroren, dass andere Besucher einfach weggeblockt werden. Als ich die zum Teil verschreckenden Szenen so sehe, denke ich bei mir, wie wenig muss einem das eigene Leben wert sein, wenn man nur durch ein Foto eine scheinbare Aufwertung bekommt. Wir gehen weiter und nähern uns durch den Garten von Westen und da treffen die ersten Sonnenstrahlen auf die Kuppel und der Marmor leuchtet gerade zu. Je näher man kommt, um so mehr kann man die Inschriften, Blumenmuster und Intarsien bewundern und nur direkt unter dem Eingang kann man erkennen, dass der Marmor nicht glatt ist, sondern auch diese Platten eigene Muster aufweisen. Innen wird man wie eine Viehherde durchgetreten und wo außen noch steht: keine Fotos und Ruhe bitte, klopft ein Wärter auf das Metallgeländer und mahnt lautstark zum Weitergehen. Im Norden sieht man über den Fluss Yamuna auf die andere Seite, von wo aus wir heute Abendstimmung genießen werden.

Zurück im Hotel gibt es Frühstück und man sitzt immer noch staunend am Tisch und erfreut sich an den Bildern im Kopf, die das gerade erlebte widerspiegeln.

Fatehpur Sikri steht auf dem Programm. Auf der Fahrt fallen uns die Augen zu und erst als die ersten schreienden Händler, die rund um den Parkplatz ihre Verkaufsstände haben, auf unser Auto stürmen, erwachen wir. Mit einem kräftigen „no“, kann man aber alle Verkaufsbemühungen abwimmeln und wir sind dann zur Anlage hochgelaufen. Man kann auch den Bus nehmen, aber ich finde, wenn man sich das erwandert, kommen die Gedanken mit Ruhe in Schwung. Es ist eine riesige Anlage, die seit 500 Jahren still steht, da sie nur ein paar Jahre wirklich bewohnt war. Schöne Gartenanlagen, gut restaurierte Gebäude, verzierten Säulen und viele Geschichten unseres Führers lassen das Fort wieder lebendig erscheinen. Durch eine erneute Sicherheitskontrolle nähern wir uns dem Mausoleum des Salim Chishti. Dieser Gebäudekomplex ist noch mal so groß und barfuß wandeln wir über den riesigen Platz zu einem weißen Gebäude, in dem man seine Wünsche in Form von Fäden an ein in Stein ziseliertes Fenster heftet. Selbstverständlich mit einer kleinen Geldspende verbunden. Wenn der Wunsch dann in Erfüllung gegangen ist, macht man später den Faden wieder ab. Es geht relativ laut zu, auf dem Platz spielt Musik und alle drängen an das riesige rote Tor, um einen Blick in die weite Landschaft zu erhaschen.

Gegen 15 Uhr sind wir zurück im Hotel und gönnen uns ein klassischen Clubsandwich mit Pommes, bevor es wieder los geht Richtung Baby Taj, das wir aber links liegen lassen, um an den Ufern des Yamuna einen Blick von der anderen Seite auf das Taj Mahal zu genießen. Die Sonne geht langsam unter und wir besuchen noch ein Dorf, in dem aber leider gerade alles vorbereitet wird, um in Zukunft tausende Touristen zu begrüßen, die sich ein vermeintlich authentisches Dorf ansehen möchten. Wir erahnen gerade noch, wie die Leute hier wirklich leben und hören den singenden Kindern beim Alphabet lernen zu. Natürlich ist es verständlich, dass die Menschen versuchen, einen Teil des großen Touristenkuchen zu erhaschen, aber unsere romantisierte Seele leidet, wenn alles gepflastert wird und richtiggehende Shops und Cafés eröffnen werden. Dann geht es ans Ufer, noch relativ provisorisch drängen sich hier einige Menschen, um da zustehen oder auf den Randsteinen zu sitzen und zu warten, bis die Sonne ihre letzten Strahlen auf das Taj Mahal wirft, das jetzt richtiggehend rötlich erstrahlt. Tausende Vögel schrecken immer wieder hoch und tragen so ihren Teil dazu bei, dass das Taj wie in einem Postkartenmotiv im Abendlicht steht und in der beginnenden Dunkelheit bald nur noch zu erahnen ist.

Zurück im Hotel und nach einer reinigenden Dusche geht es in das hoteleigenen indische Restaurant, in dem wir nicht nur vorzüglich speisen, sondern von den Kellnern geradezu liebevoll umsorgt werden. Auch werden wir zu einem kurzen Besuch in die Küche eingeladen und erfahren von dem befeuerten Tonofen, in dem das Naanbrot frisch gebacken wird und mit Senf und Joghurt eine herrliche Soße für Fisch zubereitet wird. Der Koch drückt uns gleich noch eine Flasche von dem Senf, mit dem Hinweis, dass dieser speziell aus Kolkata kommt, in die Hand, was unsere Übergepäckgrenze endgültig überschreiten lässt.

Am Morgen organsiert der Guide noch einen kurzen Besuch im Roten Fort, das sehr, sehr groß ist, aber nur zu einem kleinen Teil zu besichtigen ist, da der Rest militärisch genutzt wird. Nachdem alle am Morgen natürlich beim Taj Mahal sind, können wir quasi alleine durch das Fort schreiten und auch von hier einen Blick auf das im verklärenden Dunst liegende Liebesbauwerk werfen.

Mit dem Auto geht es zurück nach Delhi, aber das dauert wegen des Verkehr geschlagene vier Stunden. Das nächste Mal fahren wir mit dem Zug auch wieder zurück.

Abflug nach Varanasi, dieser mystischen Stadt am Ganges. Ein Boot bringt uns vorbei an den Ghats, an denen auch zum Teil heute noch Tote verbrannt werden, ins Brijrama Hotel. Die Lage ist natürlich ideal und dieser ehemalige Palast hat ein tolles Flair. Aber 5* hat das Haus in keiner Ecke. Dennoch ist wie überall das Personal unheimlich bemüht und versucht nicht nur jeden Wusch zu erahnen, sondern auch zu erfüllen.

Um 6:30 Uhr geht es auf eine Bootstour vorbei an den Ghats und wir erleben die gerade erwachende Stadt, die an diesen Tagen mit 300.000 tausend extra Pilgern besonders voll ist, denn es wird Shivas Hochzeit gefeiert, die ShivaShakti. Alle wünschen sich, im Ganges von Ihren Sünden rein zu waschen. Die Frauen aus dem Süden Indiens, lassen sich zu diesem Anlass sogar direkt vor Ort die Haare abrasieren. Auch Kinder werden am Kopf rasiert und auch wenn sie sich vor dem kalten Wasser fürchten, hineingetaucht. Was zunächst mit einigen Tränen und etwas Widerstand verbunden ist, erkennt man danach dennoch auf ihren Gesichtern einen gewissen Stolz, es geschafft zu haben und eine gewisse Reife erreicht zu haben.

Es sind so viele Menschen, so viele Eindrücke, dass wir zurück im Hotel beim Frühstück uns anschweigen und in den Farben und Bildern vor dem inneren Auge schwelgen.

Und weiter geht es nach Sarnath und so an den Ort, an dem Buddha seine erste Rede gehalten hat. Die schöne Stupa steht in einer sehr gepflegten Anlage, in der viele weitere Ministupas gestanden sind, die Mönche errichtet haben. Nebenan gibt es noch eine große Buddha Statue und wer möchte, ein Museum sowie unzählige Tempelanlagen. Jetzt kommt der unvermeidliche Teil, denn es geht in eine Weberei, bei der schnell zu erkennen ist, dass diese es mit einem türkischen Bazar aufnehmen kann. Man wird gerade zu gedrängt, Schals, Tücher, etc. zu kaufen – alles günstig, alles super Qualität, alles selbst fabriziert, etc. Wir sind geradezu geflüchtet und haben einen Tag später auf Empfehlung eine ganz andere Weberei gefunden, mit einem sehr unaufdringlichen Verkäufer, der fühlbar ganz andere Ware angeboten hat. Und so hatten am Ende auch wir aus dem Zentrum der Pashmina Schalherstellung zwei schöne Erinnerungsstücke im Koffer.

Zurück aus Sarnath gab es ein kleine Stärkung und dann ein Highlight. Mr. Google – AJ … - führte uns abseits der allgemeinen Pfade durch diverse Viertel von Varanasi, in denen kein Tourist und keine Menschenmassen mehr zu sehen waren, dafür aber kleine Gassen, in den Hinterhöfen spielende Kinder, Blicke in Werkstätten für Schmiedearbeiten, Webereien, Frauen, die Kuhdung trockneten, Männer, die überlebensgroße Statuen aus Bambus und Lehm formen, um diese dann in einer Zeremonie Mama Ganga zu „opfern“. Am Ende der Tour gelangten wir wieder an die Gaths und an eine Verbrennungsstelle, auf der ein Holzstapel gerade entzündet wurde und ein toter Mensch verbrannt wurde. Das Gesicht war noch gut zu erkennen, aber bald hüllten die Flammen und der Rauch den Leichnam ein. Ca. 4 Stunden wird es dauern, bevor die geduldig herumstehenden und sich unterhaltenden Angehörigen die Asche dem Fluss übergeben und zurück nach Hause reisen.

Am Abend sind wir mit dem Boot abgeholt worden und haben die abendliche Aarti Zeremonie verfolgt. Nach diesem wahrlich vollen Tag und einem schnellen Abendessen ging es in die Traumphase.

Am Abreisetag sahen wir uns noch im Tempel Bharat Mata die steingemeißelte riesige Landkarte Indiens an, auf der man gut die Dimensionen dieses Landes erfassen kann. Auf nach Kolkata.

Wir sind spät angekommen und haben nach einem kurz erhaschten Blick auf das erleuchtete und beeindruckende Victoria Memorial im Hotel noch beim Thai gegessen. K.O. ins Bett, aber es sollte nur eine kurze Nacht werden, denn um 6 Uhr früh ging es schon auf den Blumenmarkt.

Unter dem Wahrzeichen der Stadt, der Howrah Brücke, auf der jeden Tag morgens ca. 500.000 Menschen in die eine Richtung und abends in die andere Richtung, fahren, laufen, mit Rikshas Waren transportieren, liegt der riesige Blumenmarkt. Tausende und abertausende Blumen und Blüten liegen gut sortiert vor und in den winzigen Buden, in denen viele Männer und einige Frauen sitzen und diese zerlegen, flechten, zusammenstecken, knüpfen, bündeln, feil bieten, handeln, zu Ballen schnüren, mit Eis kühlen und zum sofortigen Verkauf oder Versand fertig machen. Ein beeindruckendes Schauspiel, direkt neben dem Bahngleis, das, wie überall, vor lauter Müll fast nicht zu erkennen ist. Jederzeit durfte ich fotografieren und die überaus freundlichen Menschen haben sich durch meine Kamera nicht stören lassen. Im Gegenteil - mich oft dazu eingeladen, ein Bild zu machen.

Vorbei am alten Bahnhof, bei dem man sogar mit dem Auto bis an die Gleise fahren darf, ging es zum Victoria Memorial. Durch den sehr schönen Park mit vielen Blumen, kommt man an der großen, in Stein gemeißelten, ganz in schwarz gekleideten, sitzenden Victoria vorbei in den weißen Prachtbau. Inder haben diesen zum Dank aus eigenen Mitteln erbaut und besuchen diesen geradezu ehrfürchtig. Nach einem Rundgang und einer kurzen Toilettenpause ging es nach einem Abstecher in die St. Pauls Cathedral zurück an das Ganges Ufer und von dort zur Kirche St. John auf deren Gelände das älteste Gebäude Kolkatas steht. Die anschließende Fahrt durch die älteste Straße Kolkatas hätten wir lieber zu Fuß gemacht, denn Händler an Händler, Geschäft an Geschäft herrscht ein ruhiges aber turbulentes Treiben. Die Süßigkeiten Läden bieten Köstlichkeiten, die aber wie all zu oft aus hygienischen Gründen den Indern vorbehalten sind. Es scheint, als ob es hier außer H&M und Sarah alles hier zu kaufen gibt. Die Häuser machen zum großen Teil einen baufälligen Eindruck und man kann erkennen, dass der Architekt das Gebäude nur ein- oder zweistöckig geplant hatte, der Bevölkerungswachstum aber die Hausherren erfinderisch werden ließ und so wurde munter aufgestockt. Zu Fuss ging es wieder durch ein Viertel abseits. Was sich immer lohnt, denn plötzlich ist es ganz ruhig. In kleinen Werkstätten wird vom Bett bis zu den Unterhosen alles an Bedarf hergestellt. Immer mit einem Lächeln im Gesicht und immer haben auch die Kinder gebeten, dass sie ein Foto mit meiner blonden Begleitung machen dürfen.

Aufregend wurde es wieder, als wir die Tram benutzten. Entgegen der vielspurigen Einbahnstrasse kämpfte sich das ca. 100 Jahre alte Eisendrum mit Gebimmel den Weg. Es war schon erstaunlich, wie auch hier die entgegenkommenden Fahrzeuge und Busse im letzten Moment ausgewichen sind und nicht mal ein Spiegel und gestreift hat. Im Bibliotheksviertel stiegen wir aus und natürlich haben auch wir uns neben hunderten Studenten und verliebten Pärchen – so schien es - einen Kaffee in der Indian Coffee House genehmigt. Der Nachmittag am Pool war Entspannung pur und so ging es schon wieder früh ins Bett, um am Morgen um 6:30 Uhr für die Fahrt in die Sundabarns parat zu sein.

Vorbei an der größten Müllhalde Kolkatas, den winzigen Fischerdörfern und den unzähligen Ziegeleien ging es über holprige Strassen, auf denen wir zum Teil 1 Std. für gerade mal 20 km benötigten, an den Bootsanleger, wo schon unser Schiff auf uns wartete.

Umgeben von Mangroven fuhren wir noch mal 1,5 Std. Bis zum Sundabarns Museum, in dem der Parkaufseher unsere Besuchsgenehmigungen in vierfacher Ausführung und vier Ausweiskopien prüfte und die Weiterfahrt erlaubte. Dann endlich ging es in einen kleinen kanalähnlichen Ausschnitt dieses riesigen Sumpfgebietes. Unerschrockene Varane, bunte Eisvögel, Kuhreiher, kleine Hirsche und einen Krokodil beim Sonnenbad konnten wir gut beobachten, aber weit und breit kein Tiger. Es war uns bewusst, dass die Chance einen zu sehen, sehr, sehr gering sind. Was nicht ausschloss, dass er wenigstens uns gesehen hat. Auf einmal war der Ranger ganz aufgeregt und mit dem Fingerzeig ans Ufer den ersehnten Ruf ausstieß: Tiger! Wir waren sofort auf Adrenalin, aber es waren nur die frischen Spuren im Sumpf, die verrieten, dass er wohl kurz zuvor durch den Fluss geschwommen sein muss und in Richtung einer Wasserstelle unterwegs war. Als wir dort an dem Beobachtungsturm auf Land angekommen waren, war er tatsächlich da, aber schon wieder weg. Alles warten half nichts. Entgegen der untergehenden Sonne schipperten wir gemütlich zurück zum Anleger und dann mit dem wieder Auto 3 Std. zurück in unsere Hoteloase.

Wieder 5:30 Uhr Aufstehen und durch den gemäßigten morgendlichen Verkehr an den Flughafen und nach Guwahati. Vom Flughafen sind es dann erneut fast 5 Stunden in die Diphlu River Lodge, wo wir an einem kleinen Seitenarm des Brahmaputra am Ufer sitzen und den Fischern in der untergehenden Sonne beim Einholen der Netze zuschauen.

Auf der Anfahrt wurde schon klar, dass der indische Bundesstaat Assam am indischen Wohlstand gemessen wohl mit Bayern vergleichbar ist. Alle scheinen hier ein stabiles Haus zu haben, hinter denen die Reisfelder oder die Teeplantagen liegen. Alles ist vergleichsweise sauber und es gibt ordentliche Strassen, auf denen der ein oder andere domestizierte und sogar wilde Elefant spaziert. Je näher wir dem Kaziranga Nationalparkkommen, wird auf großen Schildern gewarnt, dass ein alter Elefanten-, Nashorn- oder Büffel-Korridor die Strasse kreuzt und somit es jederzeit zu Begegnungen mit diesen beeindruckenden Tieren kommen kann. 

Am ersten Tag ging es vergleichsweise gemütlich über den Zentraleingang los auf Erkundungstour im Nationalpark. Die ersten Elefanten und Nashörner sowie Makaken nahmen mehr oder weniger Notiz von uns. Ein Adler auf einem verdorrten Baum verspeist den gerade gefangenen Fisch und direkt am Wegesrand sonnt sich eine ca. 2,5 m lange Python. Auf dem Beobachtungsturm konnten wir über die Gewässer blicken, an deren Ufern sich unzählige Vögel und Vogelarten, Rhinos, Elefanten, wilde Büffel, Schweine, Hirsche und Rehe, jeder auf seine Weise, Futter besorgten. Natur pur und der Guide immer mit allen Sinnen auf einen Tiger „Jagd“. Apropos im Jeep immer mit dabei ein Ranger, der uns mit seinem mittelalterlichen Gewehr wohl gegen alle Gefahren hätte schützen wollen.

Am Nachmittag ging es über den West Eingang in den Park. Hier wurden Buschfeuer gelegt, die laut lodernd unseren Tag begleiteten. In den Bäumen saßen, Geier, Adler und andere Raubvögel und warteten auf durch das Feuer aufgeschrecktes Kleintier und Reptilien, die dann leichte Beute waren.

Am 2. Tag hieß es mal wieder früh raus aus den Betten. Um 5:30 Uhr waren wir schon mit anderen Gästen auf dem Weg zum Elefantenritt durch den Nationalpark. So sind wir ganz nah an die Nashörner gekommen und konnten sie hören, wie diese genüsslich von dem hochstehenden frischen Elefantengras frassen. Auch unser Elefant genehmigte sich im Vorbeigehen immer wieder einen kräftigen Happen.

Am Nachmittag ging es ein letztes Mal auf Tigersuche. Die Guides, die über Mobiltelefone verbunden waren, bestätigen sich gegenseitig, dass einer in der Nähe sein muss. Wir warteten wieder an einem Wasserloch, an dem sich Schweine gerade um einen Rehkadaver stritten. Immer wieder schreckten Tiere in der näheren Umgebung auf und stießen Warnrufe aus, so dass Bablu unser Guide sicher war, dass der Tiger zumindest uns schon gerochen haben muss. Aber als die Sonne unterging, mussten wir den Park verlassen – ohne Tiger, aber mit einem tollen Ganzkörpererlebnis.

Am nächsten Tag fuhren und flogen wir zu unserer letzten Station: Mumbai, einer Stadt, der ein Ruf und bestimmte Bilder im Kopf vorauseilen. 22 Mio. Einwohner und ca. 10 Mio. in, wie wir es nennen würden, prekären Lebensverhältnissen und noch schlimmerer Verkehr als in den anderen Städten des Landes.

Aber das Taj Mahal Palace (alter Teil) ist eines der schönsten Hotels, die ich kenne. Vom Zimmer hatten wir einen Blick auf das India Gate. Das wir am morgen gleich besichtigten. Wie überall durch eine Sicherheitsschleuse, um die sich aber niemand wirklich zu kümmern schien. Im Gegensatz zum Hotel, da wurde Sicherheit groß geschrieben, vor allem nach den Anschlägen im November 2008, bei denen ca. 160 Menschen dort und in der Umgebung ums Leben kamen.

Am sogenannten Perlenketten Strand war deutlich die aufkommende Hitze des Tages zu spüren. Im klimatisierten Auto ging es auf den „Hill“ vorbei an der Villa oder besser Hochhaus eines des reichsten Inder. Dort oben schauten wir wieder runter. Was lapidar klingt, war wirklich unerheblich und wir hätten uns den Teil sparen können, denn die Fahrt hin und die Fahrt zu einer der großen Wäschereien war eindeutig zu lang bzw. zu zeitraubend. Von dort sind wir in einen Vorortzug gehüpft und da es keine Türen gab, konnten wir immer wieder den Kopf in den kühlenden Fahrtwind halten. An den Verteilerplatz der Dabbawallas kamen wir etwas zu spät, so dass wir nur noch die scheinbar völlig überladenen Fahrräder verschwinden sahen. Neuer Guide neues Glück und vorbei an den sehr schönen und gut restaurierten und erhaltenen Kolonialbauten fuhren wir zum Dharawi, dem größten Slum der Stadt mit ca. 1 Mio. Einwohnern. Aber, es war nicht das Bild, das wir von einem Slum vor Augen hatten. Es war ein sehr geschäftiges Viertel, in dem auf kleinstem und engstem Raum Müll getrennt und recycelt, genäht und Vieles produziert wird. Brutal war die Strasse, in der Tontöpfe gebrannt werden. Stoffreste als Brennmaterial ließen mitten in den eng stehenden Häusern alles im schwarzen Russ verschwinden. Ein unglaublicher Gestank und Dreck wehte uns entgegen bzw. mussten wir durchschreiten. Eine Toilette für ca. 300 Menschen, da das wohl nicht ausreicht, stinkt es überall nach Chemikalien, Urin und Sonstigem. Hin und wieder sass ein angebundener Hammel in den Gassen, der von allen Nachbarn gefüttert und im Herbst geschlachtet wird. Teilweise waren die Gassen so eng, dass wir gerade so durchgeschlüpft sind. Und wieder begegneten uns die Menschen sehr freundlich, vor allem die Kinder wollten fotografiert werden und wir fühlten uns dabei nie unsicher.

Vorletzter Tag und wieder hieß es um 5 Uhr aufstehen und ab auf den Fischmarkt. Ein irrsinniges Treiben, Handeln und Feilschen herrschte, bei dem die Frauen das Sagen haben. Die Männer entladen geschickt mit allen möglichen Fischarten die Boote, nach dem zuvor sie 3 Wochen auf See waren.

Nach einem kurzen Fahrt und Besuchen bei den auf der Strasse sitzenden Zeitungshändlern und -verteilern, eines Obstmarktes und eines Blumenmarktes hieß es am feudalen Pool entspannen.

Letzter Tag und mit dem Boot zur Insel Elephanta. Eine Stunde dauert die Fahrt, wer es schneller haben möchte, kann sich für ein paar hundert Euro ein schnelleres Boot gönnen. Der sehr gute Guide erklärte uns geduldig alle Details zu den gut erhaltenen Statuen und in den Fels gehauenen Höhlen. Ein lohnender Ausflug.

Zurück in der Stadt, meinten auch wir noch im Cafe Leopold einen selbigen trinken zu müssen, aber ich rate dringend davon ab. Gehen Sie lieber ins Taj Hotel, dort gibt es links hinten eine herrliche Patisserie und lassen Sie sich da bei moderaten Preisen verwöhnen.

Ein letztes Mal Koffer packen und fast überladen mit vielfältigsten Eindrücken ging es zurück nach München.


Anmerkung

Die Verlinkungen weisen zum Teil auf Wikipedia, zum Teil auf die eigenen Webseiten (z.B. Hotels) und auf Webseiten (SZ, Deutschlandfunk, …), die ich als lesenswert erachte. In keinem Fall ist das bezahlte oder sonstige Werbung, sondern soll eine Planung in dieses herrliche Land erleichtern. Wir haben über Asia Special Tours, München gebucht, da wir der Meinung waren, dass es uns eine gewisse Sicherheit gibt, bei einer so durchgetakteten Reise von Vorteil ist, immer einen Ansprechpartner zu haben, der im Notfall umbuchen oder einspringen kann.

Weiter
Weiter

Salone dell Mobile Milano 2019